Veranstaltungen der Konferenz der kreiskirchlichen Frauenbeauftragten in Kooperation mit dem Frauenreferat der Ev. Kirche im Rheinland


Einführung und Veranstaltungstermine


Frei sein, anders zu handeln

Erinnerungen an Dorothee Sölle (1929 – 2003) im Themenjahr „Reformation und Toleranz“

 

von  Irene Diller, Theologische Referentin im landeskirchlichen Frauenreferat der EKiR

Katrin Meinhard, Sprecherin der Konferenz der Frauenbeauftragten in den Kirchenkreisen der EKiR.

 

Am 27. April 2013 jährt sich der Todestag der Theologin und Poetin Dorothee Sölle zum zehnten Mal, doch ihre Worte und Gedanken sind lebendig und haben nichts von ihrer Kraft und Aktualität eingebüßt.

Die Konferenz der kreiskirchlichen Frauenbeauftragten und das landeskirchliche Frauenreferat der Evangelischen Kirche im Rheinland möchten daher in diesem Jahr durch verschiedene Veranstaltungen an Dorothee Sölle erinnern.

 

Ob als Pazifistin, als Theologin und Mystikerin oder als Feministin – Dorothee Sölle ging den Scheinlogiken unserer Gesellschaft auf den Grund und eröffnete so manchen unangenehmen Blick auf Euphemismen des Krieges und eine menschenverachtende Wirklichkeit, die sich hinter Überfluss und Selbstzufriedenheit zu verstecken sucht. Das brachte der unbequemen Denkerin Anerkennung bei den einen und erbitterte Ablehnung bei den anderen ein. Ihre Kritik an Kirche und Gesellschaft stieß nicht nur auf Toleranz, und um einen Lehrstuhl in Deutschland bewarb sie sich vergebens, beruflichen Erfolg hatte sie erst in den USA.

Dennoch war sie eine wichtige Sprachgeberin für zwei Bewegungen, die unsere Kirche und Gesellschaft nachhaltig verändern sollten: die Friedens- und die Frauenbewegung.

Reformation galt ihr als eine bleibende Aufgabe zur Rückbesinnung auf die biblischen und tief spirituellen Wurzeln unseres Glaubens – zum Begriff Toleranz dagegen hatte sie ein gespaltenes Verhältnis. In der Diskussion um den Postmodernismus vertrat sie den Standpunkt, dass eine alles gleichmachende Toleranz der Gleich-gültigkeit zuarbeite und die Menschen in die „Sowohl-als-auch-Falle“ lockte. Sölle forderte unbedingten Einsatz für den Frieden, für die Opfer von Gewalt, für Gerechtigkeit; dieses leidenschaftliche Engagement sollte nicht geschwächt werden durch eine Toleranzforderung, die die Unterscheidung von Opfer und Täter, von gerecht und ungerecht unscharf mache und damit der Utopie die wirklichkeitsverändernde Kraft raubt.

Im Jahr „Reformation und Toleranz“ 2013 geht es der evangelischen Kirche um einen ungeschönten Blick auf die eigene Geschichte, die immer wieder von gewalttätiger Intoleranz gegenüber Andersdenkenden geprägt war und um die Überwindung von Diskriminierung und Abwertung. Beides waren Kernanliegen von Dorothee Sölle. Dafür sehnte sie eine neue Sprache herbei, die loben kann, ohne zu lügen, und schuf sie zugleich.